Caritasverband FRG e. V. schenkt Mitarbeitern wieder eine gemeinsame Auszeit.
FRG | Mit mehr als 430 Angestellten in den vielen Diensten, Beratungsstellen und Projekten zählt der Kreis-Caritasverband zu einem der größten Arbeitgeber im Landkreis. Auch er ist vom Fachkräftemangel und dem negativen Wachstum in der Landkreisbevölkerung betroffen. Aber nicht deshalb legt der Verband größten Wert auf seine „Perlen“, wie die Caritas Mitarbeiter gerne bezeichnet werden: „Bei uns wird ein wertschätzender und achtsamer Umgang mit den Mitarbeitern von jeher gepflegt. Uns ist die Augenhöhe wichtig - egal welches Berufsfeld oder welche Funktion jeder Einzelne hat“, weiß Alexandra Aulinger-Lorenz. Die Vorständin verantwortet sich seit 2017 in ihrer Funktion um den Bereich der Mitarbeiter-Gewinnung und –Bindung. „Der oft zitierte ‚Spirit in der Caritas‘ gehört gehegt und stets im Fokus behalten!“
Besonderes „Vergelt´s Gott“ für die Treue
Seit fünf Jahren wird im regionalen Wohlfahrtsverband ein sehr persönlicher Ansatz gepflegt, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Anerkennung auszudrücken:
Während die Mitarbeiter zur 10-jährigen Verbandszugehörigkeit eine kleine Feier in der Einrichtung ausgerichtet bekommen, gönnt die Verbandsführung denen, die bereits 20 oder mehr Jahren in Lohn und Brot stehen, diesen speziellen Betriebstag: Eine Auszeit mit viel Raum für gute Gespräche und in entspannter Atmosphäre - auf spiritueller, aber auch kulinarischer Ebene.
In diesem Jahr war der Austragungsort des Jubiläumstags das Stift Schlägl in Oberösterreich. Jubiläumstage drücken die Wertschätzung für die vielen Berufsjahre jedes einzelnen aus, die er dem Verband loyal zur Seite stand. „Ein jeder hat viele Jahre Dienst am Menschen geleistet. Jeder hat eigene wichtige Aufgaben, die er erfüllen muss“, weiß die Fachberaterin Margarete Aigner (Mitarbeiter-Pastoral).
Kollegen kennenlernen, die man sonst nicht trifft
„Die Kollegen kommen dort in einer Gruppe zusammen, die für alle im Berufsalltag so nie umzusetzen wäre. Alles ohne Termin- oder Erwartungsdruck. Es geht hier ausschließlich um den Menschen, dem ‚Danke‘ gesagt wird!“ Margarethe Aigner begleitete von Anfang an die Jubiläumstage bei der regionalen Caritas, inhaltlich und organisatorisch. Gemeinsam mit Maria Wotschal (Referentin des Vorstands) sichert sie seither das Gelingen der Auszeittage. Dabei ändert sich der Ablauf des Mitarbeitertages über die Jahre kaum: Dem gemeinsamen Frühstück und der Vorstellungsrunde folgte im Speed Dating zum besseren Kennenlernen untereinander.
In 2er-Teams mit wechselnder Besetzung wurden über sehr persönliche Momente der Caritaszeit gesprochen: Erinnerung an das Vorstellungsgespräch wurden ausgetauscht. „Im Warten zum Termin habe ich rausgefunden, dass sich auf meine Stelle an der Schule mehr als 55 Bewerber gemeldet hatten. Ich wollte sofort wieder umkehren. Aber eine
Mitarbeiterin machte mir Mut und sagte, ich sei nun doch schon einmal hier und da könnte ich es doch einfach versuchen. Und tatsächlich: Es hat geklappt, seither habe ich es noch keinen Tag bereut!“ Eine weitere Teilnehmerin war sich sicher, dass sie bestimmt nach ihrer Vorstellung nicht bei der Caritas genommen werden würde und räumte mit ihrer Schilderung gleichzeitig mit einem hartnäckigen Vorurteil auf: „Ich beantwortete die Frage, ob ich mir auch noch eine kirchliche Eheschließung noch vorstellen könne, ganz klar mit der Aussage, dass ich nicht ‚käuflich‘ sei. Ich wurde genommen, das hätte ich nicht gedacht!“ Es waren damals noch andere Zeiten: Es war schwer, heimatnah qualifizierte Arbeitsplätze im sozialen Bereich zu finden, Fachkräftemangel gab es nicht. Aber eines änderte sich als Mitarbeiter im sozialen Berufsfeldern nie: Freude und Leid liegen hier sehr nahe im beruflichen Alltag beieinander. „Mein allererstes Kind in der Individualbetreuung werde ich nicht vergessen. Thomas begleitete ich ab der SVE (Schulvorbreitende Einrichtung), ihm wurde mit seinen Handicaps eine nur kurze Lebensspanne vorhergesagt. Aber dann machte er sogar seinen Abschluss bei uns an der Caritasschule. Als er dann wenige Jahre später verstarb, hat mir das den Boden unter den Füßen weggezogen. Er bleibt einfach immer ein Teil von mir!“
Kraft fürs Weiterzumachen
Nach diesen - für jeden sehr persönlichen Momenten - folgte die Einordnung der langen Berufsjahre in das damalige Weltgeschehen: Von der Jahrhundertflut oder dem Grand Prix-Gewinn von „Ein bisschen Frieden“ (Nicole) bis hin zum Bosnienkrieg oder den Tod von Lady Di und Astrid Lindgren. Die Rückschau endete mit Bewerbungsfotos - soweit noch auffindbar - der jeweiligen „Amtsjubilare“. Und läutete die Übergabe der Diensturkunden ein. Dem Mittagsmenü in der Klostertaverne, folgte eine spirituelle Impulswanderung aller um die Stiftsanlagen. Der Rest des Nachmittags war zur individuellen Gestaltung vorgesehen, aber die meisten fanden sich zum gemütlichen Plausch im Gastgarten ein. Eine kurze Andacht und Reflexionsrunde beschloss den Auszeit-Tag 2022. „Wenn gerade in der Reflexionsrunde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern geäußert wird, wie gut ihnen diese Stunden des Miteinanders getan haben“, freute sich die Vorstandsreferentin Maria Wotschal, „und, dass sie Kraft zum Weitermachen gegeben haben, dann war die Veranstaltung ein voller Erfolg!“
- c m g
Die Teilnehmer am diesjährigen Jubiläumstag.
Schon die griechischen Philosophen wussten es: Im Gehen kommen die besten Gespräche zustande.
Die Fragen an den einzelnen „Dating“-Stationen waren nicht immer ganz einfach. Aber halfen, sich auf die Rückschau von vielen Berufsjahre persönlich einzulassen.