Ortsnamen und ihre Geschichte | Teil 3

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25.08.2022
Freyung

Stadt Freyung

Die Kreisstadt des Landkreises Freyung-Grafenau hat einen außergewöhnlichen Namen, für dessen Erklärung man tief in die Geschichte eintauchen muss.

Im 12. Jahrhundert bekamen die Fürstbischöfe in Passau einen Teil des sogenannten Nordwaldes zwischen Passau und Böhmen als Rodungsland geschenkt. Da diese Gegend jedoch als „unbewohnbarer“ Wald galt, wurden Leute benötigt, die bereit waren, sich dort niederzulassen, das Land zu kultivieren und eine beständige Bebauung voranzutreiben. Um dieses Gebiet, das zu Füßen der Burg Wolfstein lag und im Süden an die Pfarreien Röhrnbach und Waldkirchen grenzte, attraktiv zu machen, wurde „die Freiung“ ausgerufen. Ein alter Rechtsbegriff, womit die Befreiung von Abgaben oder schlicht ein Privileg gemeint war. Somit waren die Siedler in dieser Region für mehrere Jahre von Zinsen und Steuern befreit und der Rechtsbegriff „die Freiung“ wurde zum Namen des gesamten bevorteilten Gebiets. Dies kann man auch heute noch im bairischen Dialekt erkennen. So fahren die Leute von außerhalb „in´d Freyung“, also „in die Freyung“, auch wenn heute nicht mehr das damals begünstigte Gebiet sondern nur die Kreisstadt gemeint ist.

Wie das heutige Freyung zuvor hieß, ist ungewiss. In Belegen dieser Zeit wurde mit „der Freyung“ kaum zwischen Orts- und Gebietsbezeichnungen unterschieden. Möglich ist, dass es erst als „Aigen in der Freyung“ bezeichnet worden ist und im Lauf der Zeit dann nur noch Freyung genannt wurde. Es gibt aber auch einen Beleg von 1301, in dem von „Novndorf“, dem „neuen Dorf“ die Rede ist, womit auch das heutige Freyung gemeint sein könnte.

 

Häuser zu Füßen der Burg Wolfstein.

 

Die Gründung des heutigen Ortes Freyung dürfte dementsprechend einige Jahrzehnte nach den ausgerufenen Privilegien erfolgt sein. Höchstwahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jhd. als Straßensiedlung bei der Burg Wolfstein. Grund für diese Annahme ist zum einen die Tatsache, dass dieser Teil des Waldes erst seit der Wende zum 14. Jhd. durch die neue Siedlungswelle gerodet und besiedelt wurde und zum anderen, da benachbarte Orte wie Fürholz oder Lämmersreut auch schon in Belegen vor 1350 erwähnt wurden, aber kein Ort, der auf die Lage des heutigen Freyung zutreffen würde. Zudem wurde die Position der damaligen Straßensiedlung nicht zufällig gewählt. Sie lag sehr günstig am Goldenen Steig, der Handelsstraße zwischen Passau und dem Böhmerwald, welche zum Transport wichtiger Güter wie Salz, Seife, Lorbeerblätter oder Öl genutzt wurde. So wurde die Siedlung rasch zu einem aufblühenden Ort und entwickelte sich mit der Zeit zur größten Siedlung der Gegend. Dahin gehend wurde erst das Marktrecht vom benachbarten Kreuzberg auf Freyung übertragen und 1954 der Ort zur Stadt erhoben, womit umliegende Gemeinden wie Wolfstein, zu deren Füßen einst der Ort entstanden war, eingemeindet wurden und Freyung vor der Wiedervereinigung Deutschlands die östlichste Stadt der BRD war.

Die Schreibweise von „Freyung“ änderte sich im Laufe der Jahrhunderte des Öfteren. So schrieb sich der Ort unter anderem als Freiung, Freung, Freyumb oder Freunng. Heute dient die Sonderschreibung mit Y für Werbezwecke und als Markenzeichen der Stadt.

 

Im Wappen der Stadt verweist der Baum auf die Lage im Bayerischen Wald und der frei fliegende Vogel wohl auf die Privilegien der ersten Siedler und somit auf den Rechtsbegriff  "der Freiung".


- TL


Serie: Zeitreise - Geschichten aus der RegionStädte, Märkte, Gemeinden - von der Entstehung bis zur Neuzeit.

Quellenangaben

Praxl, Paul (1967): Wolfstein und die Freyung - Zur Siedlungsgeschichte des Landkreises Wolfstein. In: Oswald, Josef (Hrsg.), Neue Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung. Passau: Buch und Offsetdruckerei.

www.freyung.de/de/rathaus-und-buerger/stadtinformationen/geschichte.html

www.alleburgen.de/bd.php?id=5789

de.wikipedia.org/wiki/Freyung#:~:text=Wappenbegr%C3%BCndung%3A%20Der%20gr%C3%BCne%20Baum%20verweist,der%20Zeit%20um%201818%20nachweisbar.
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