Stadt Grafenau
Grafenau, die älteste Stadt des bayerischen Waldes. 1376 bekam der Ort von Kaiser Karl IV. das Stadtrecht zugesprochen, womit diverse Privilegien einhergingen. Unter anderem durfte eine Stadtmauer gebaut werden, mit welcher der Handel gesichert werden konnte, allem voran der Salzhandel, den die Stadt mit Böhmen führte.
Die genaue Gründung des heutigen Luftkurortes ist, wie bei so vielen Ortschaften, ungewiss. Die ersten schriftlichen Nachweise über den Ort stammen aus dem Jahre 1255. Sehr wahrscheinlich war Grafenau aber schon zu dieser Zeit eine wichtige Siedlung. Die Lage am Säumerpfad, dem Goldenen Steig, war günstig für den Handel im Allgemeinen oder auch, um Rastmöglichkeiten für die Händler anzubieten. Diese Umstände ließen den Ort wachsen, sodass er erst zum Markt und später zur Stadt erhoben wurde.
Da das genaue Gründungsdatum ungewiss ist, ist auch nichts Konkretes über die Gründungsgeschichte und den ursprünglichen Namen des Ortes überliefert. Er könnte von vornherein Grafenau gelautet haben, möglich ist aber auch (Nieder-)Grafenhütt oder in dem Asang. Die Gründung war höchstwahrscheinlich zu Zeiten Leopolds, des letzten Grafen des alten Geschlechts von Hals. Es ist aber nicht sicher, ob er den Ort gründen ließ oder aber der spätere Erbe, der Landgraf Johann von Leuchtenberg. Dieser hatte auch schon während der Herrschaft des letzten Grafen von Hals wegen seiner nahen Verwandtschaft zu dieser Familie und aufgrund seiner engen böhmischen Verbindungen viel Einfluss. Es könnte also gut sein, dass Johann von Leuchtenberg diese Siedlung im Asang, einer Brandrodung, anlegen ließ. Daher die Vermutung, Grafenau könnte ganz zu Anfang Asang genannt worden sein. Wenn dem so wäre, wurde dieser Name aber schon im 14. Jahrhundert von einer Variante des heutigen Namens verdrängt.
In dieser Urkunde aus dem 15. Jahrhundert wird Grafenau noch als "Grauenau" bezeichnet.
Fest steht, dass der erste Teil des Siedlungsnamen Grafen-au aufgrund der Gründung durch einen der Grafen entstand. Das Grundwort -au stammt von dem mittelhochdeutschen ouwe/a und bedeutet etwa: wasserreiches Wiesenland, Aue oder feuchte Niederung. Somit lässt sich von dem Ortsnamen Grafenau ableiten, dass die Siedlung von einem Grafen in einer Aue, einem feuchten Wiesenland, gegründet wurde.
Das Grundwort -au, kommt in relativ vielen Siedlungsnamen vor, wie auch in Rosen-au, Hohen-au oder Lind-au. Die Orte lagen höchstwahrscheinlich ebenfalls in oder an auffällig feuchten Gebieten, beziehungsweise Auen. Um die Siedlungen voneinander zu unterscheiden, wurden verschiedene Bestimmungsworte vorangestellt, die ebenfalls für die jeweiligen Orte spezifisch waren und ihn somit näher beschrieben. So wird bei Grafenau auf die Gründung eines Grafen verwiesen, bei Lindau und Rosenau könnte es gut sein, dass das häufige Auftreten der Baum- bzw. Blumenart ausschlaggebend für den ersten Teil des Namens war. Bei Hohenau wird durch den ersten Teil des Namens auf die exponierte Lage verwiesen. Es wurde im 14. Jahrhundert auch erst Hochenaw genannt und tatsächlich ist der Ort mit seinen 800 Höhenmeter verhältnismäßig hoch gelegen.