Mit dem 3:1-Sieg im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund hat sich der FC Bayern München bereits am 31. Spieltag vorzeitig die deutsche Meisterschaft gesichert. Mit dem zehnten Titel in Folge haben die Bayern nicht nur in Deutschland Geschichte geschrieben. Doch trotz des denkwürdigen Erfolges bleibt ein getrübter Blick auf die Saison. In den beiden Pokalwettbewerben ist die Mannschaft hinter den Erwartungen zurückgeblieben und auch hinter den Kulissen rumort es immer wieder. Wir werfen einen Blick zurück auf die turbulente Saison 2021/22.
Dominanz zu Saisonbeginn
Für die Bayern standen im vergangenen Sommer einige Veränderungen ins Haus. Julian Nagelsmann trat seinen Dienst beim Rekordmeister an und musste unter anderem den Abgang von David Alaba managen und die Neuzugänge wie Upamecano oder Sabitzer integrieren. Das gelang zu Saisonbeginn auch ganz gut. Dem 1:1 zum Auftakt gegen Gladbach ließ der Rekordmeister fünf Siege, darunter Kantersiege gegen Hertha, Leipzig und Bochum, folgen. In der Champions League startete der Titelträger von 2020 ebenfalls extrem heiß und ging mit einer Bilanz von drei Siegen und 12:0 Toren aus den ersten drei Spielen hervor. Auch die erste Saisonniederlage gegen Eintracht Frankfurt sollte die gut geölte Maschine aus München nicht stoppen.
Pokalpleite und mediale Störfeuer
Bis in den Oktober lief für die Mannschaft von Julian Nagelsmann alles nach Plan. Dem Trainertalent ist es in kürzester Zeit gelungen, seine flexible Spielidee in der Mannschaft zu verankern. Doch den ersten herben Dämpfer sollte es dann in der 2. Runde des DFB-Pokals geben. Gegen Borussia Mönchengladbach setzte es eine krachende 0:5-Niederlage – die höchste Pflichtspielpleite seit über 40 Jahren! Damit musste sich der Rekordmeister schon aus dem ersten Titelrennen der Saison verabschieden. Aber auch neben dem Platz kamen im Herbst die ersten Störfeuer auf. Neben Joshua Kimmichs Impfstatus machte vor allem die turbulente Mitgliederversammlung im November von sich Reden. Während die Führungsriege sich zu diesen Themen zurücknahm, war es Trainerneuling Julian Nagelsmann, durch diese brisante Zeit moderierte.
Souveräne Herbstmeisterschaft und CL-Träume
Mit sieben Pflichtspielsiegen in Folge stürmten die Bayern dann regelrecht zur Herbstmeisterschaft. Vor allem die beiden Schützenfeste gegen Stuttgart und Köln haben den Favoritenstatus der Bayern noch einmal unterstrichen. Neun Punkte Vorsprung zur Winterpause waren schon ein angenehmes Polster. Auch in der Champions League spielte sich die Mannschaft mit sechs Siegen in sechs Gruppenspielen in Kreis der absoluten Topfavoriten auf den Gewinn der Königsklasse. Auch der Achtelfinal-Gegner Red Bull Salzburg rief bei den Verantwortlichen während der Auslosung der K.o.-Runde keine allzu großen Sorgenfalten hervor.
Sand im Getriebe
Zum Auftakt der Rückrunde folgte hingegen mit der 2:1-Niederlage der nächste Dämpfer gegen Borussia Mönchengladbach. Gut eine Woche vor dem Achtelfinal-Hinspiel gegen Salzburg sorgte dann die Verkündung von Niklas Süle, nach der Saison ablösefrei zum BVB zu wechseln, für Gesprächsstoff. Dieser sollte aufgrund der dürftigen Leistung beim 1:1 gegen Salzburg nicht abflachen. Dafür sorgte erste der überzeugende 7:1 Triumph im Rückspiel. Und auch in der Liga ließ der Tabellenführer gegen Leverkusen und Hoffenheim Punkte liegen. Doch der Super-Gau sollte erst im Viertelfinale der Champions League folgen.
Villarreal wird zum Alptraum für die Bayern
Nach der Auslosung sprachen nicht wenige von einem Glückslos. Zwar schaltete Villarreal Juventus Turin im Achtelfinale aus, doch der Europa League Sieger 2021 galt dennoch als klarer Außenseiter. Aber schon im Hinspiel bewiesen die Spanier ihre Stärken und fügten den Bayern ihre erste CL-Niederlage der Saison zu. Was zunächst als Betriebsunfall abgetan wurde, sollte eine Woche später zum Alptraum werden. Denn auch im Rückspiel kamen die Bayern nicht über ein 1:1 hinaus und mussten somit erneut im Viertelfinale der CL die Segel streichen. Bei den Wetten auf den Gesamtsieger ist jetzt der FC Liverpool mit einer Quote von 2,20 der Topfavorit auf den Titel. Doch die Reds sind gegen Villarreal auf jeden Fall gewarnt.
Meisterschaft als Trostpflaster
Nach dem Schock in der Champions League war an der Säbener Straße Wunden lecken angesagt. Die volle Konzentration galt nun dem 10. Meistertitel in Serie. Mit dem 3:1-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten in Dortmund wurde somit zumindest das Minimalziel erreicht. Drei Spieltage vor Saisonende gab es wenigstens ein „kleines Happy End“ für die Fans und Julian Nagelsmann in seiner ersten Saison als Bayerntrainer.
Trotz der 10. Meisterschaft in Folge sind die Bayern in dieser Saison hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Klar, dass in der kommenden Saison auch in Europa wieder angegriffen werden soll.