Ab September 2022 wird die Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher in Grafenau, der ersten und einzigen staatlichen Fachakademie für Sozialpädagogik in Niederbayern, möglich sein. Bereits vor drei Jahren wurde über die gemeinsame Initiative von Berufsschule Waldkirchen und Landkreis Freyung-Grafenau der Grundstein gelegt. „Es war ein dickes Brett, unzählige Termine und Gespräche hierzu waren notwendig, weswegen die Freude umso größer ist“, so Landrat Sebastian Gruber, der dieses Projekt in diesen drei Jahren, gemeinsam mit der Schule, federführend vorangetrieben hat. Im Februar 2022 hat der Landkreis schließlich die Zusage des Freistaats Bayern zur Errichtung einer Fachakademie für Sozialpädagogik erhalten. Landrat Sebastian Gruber bedankte sich bei allen politischen Mitstreitern, der Regierung von Niederbayern, bei den beteiligten Ministerien für die verschiedenen, hierfür notwendigen Zustimmungen. Um das Konzept den Landkreis-Kommunen vorzustellen, wurden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister durch Landrat Sebastian Gruber und Schulleiterin, Frau Oberstudiendirektorin Elvira Wudy-Engleder, zu einer Informationsveranstaltung an den Berufsschul-Standort Schlag eingeladen.
Der Bedarf an benötigten Erzieherinnen und Erziehern ist bayernweit momentan nicht zu decken. Es handelt sich um einen begehrten Ausbildungsberuf, der in vielen Bereichen wertvoll ist. Neben den klassischen Arbeitsgebieten wie Kindertagesstätten und Kinderkrippen gibt es steigende Nachfragen in der Ganztagsbetreuung der Schulen, in Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, in der der Kinder- und Jugendhilfe sowie in therapeutischen Einrichtungen. Da es bislang keine staatliche Ausbildungsmöglichkeit in ganz Niederbayern gibt, hat sich der Landkreis Freyung-Grafenau intensiv für die staatliche Fachakademie für Sozialpädagogik mit ihrem Standort in Grafenau-Schlag engagiert. „Das neue Angebot ist ein Meilenstein für die Region. Es ist wichtig, dass alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister frühzeitig und vollumfänglich über das Konzept und die Pläne informiert sind. Die Freude auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist groß“, sagte Landrat Sebastian Gruber.
Als hauseigene Referentin konnte Oberstudienrätin Melanie Roider, Fachbetreuerin der Berufsfachschule für Kinderpflege, gewonnen werden. Roider informierte die Bürgermeister beispielsweise über die Struktur der Ausbildung, das Berufsbild und die vielseitigen Arbeitsfelder. Bei der Ausbildung gibt es zwei Möglichkeiten:
Die klassische Variante beinhaltet zwei Studienjahre an der Fachakademie für Sozialpädagogik sowie Blockpraktika. In dieser Zeit ist es möglich, das Aufstiegs-BAföG zu erhalten. Danach folgt ein einjähriges Berufspraktikum, das etwa mit 80 Prozent des Einstiegsgehaltes vergütet wird und mit einer Facharbeit abschließt. Die praxisintegrierte Variante dauert ebenfalls drei Jahre und setzt sich aus gleichen Teilen Theorie und Praxis zusammen. Wichtig: Es muss zu Beginn der Ausbildung ein Ausbildungsvertrag mit einer sozialpädagogischen Einrichtung abgeschlossen werden. Der Träger der sozialpädagogischen Einrichtung vergütet die drei Jahre nach dem zugrundeliegenden Tarifvertrag für Auszubildende. Wenn das alles geschafft ist, sind die Berufsmöglichkeiten höchst vielseitig, was auch der Grund dafür sein dürfte, dass sich bereits jetzt 26 junge Menschen aus der Region für die Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher in Grafenau angemeldet haben.
Gemeinsam mit Landrat Sebastian Gruber (vorne links) und Schulleiterin Elvira Wudy-Engleder (vorne 2. von links) sowie Außenstellenleiter Robert Eberle (2. Reihe mittig) freuen sich Referentin Melanie Roider (blauer Blazer), stellv. Landrätin Hilde Greiner (direkt dahinter) und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Freyung-Grafenau über die erste und einzige staatliche Fachakademie für Sozialpädagogik in Niederbayern.
„Die staatliche Fachakademie für Sozialpädagogik ist eine Win-Win-Situation für alle. Wir bilden Fachkräfte aus, die in den Landkreis-Gemeinden eingesetzt werden und bieten jungen Frauen und Männern aus der Region eine Perspektive. Ich freue mich sehr, dass die Nachfrage so groß ist. Wir wollen das richtig gut machen“, sagte Schulleiterin Elvira Wudy-Engleder. Auch Außenstellenleiter Robert Eberle zeigte seine Freude deutlich: „Mich freut es wirklich sehr für den Landkreis.“
Die Kommunen im Landkreis sind wichtige Anker bei der erfolgreichen Umsetzung. In der Gemeinde Hohenau beispielsweise gibt es zwei Kindergärten. „Hier sind Gespräche mit den Kindergärten und den Trägern wichtig, um gemeinsam zusammenzuarbeiten“, sagte Bürgermeister Josef Gais. Dass die Kommunen den Landkreis und die Schule tatkräftig unterstützen werden, ließ die Wortmeldung von Kristina Urmann, Bürgermeisterin der Gemeinde Neureichenau, verlauten: „Die Kindergärten suchen händeringend Personal. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ausbildungsangebot zur Erzieherin und zum Erzieher ein Erfolg wird.“
Landrat Gruber: „Wir wissen von den Kindergärten, dass der Bedarf an hoch qualifiziertem Fachpersonal da ist. Ich bin optimistisch, dass der Zulauf zur Fachakademie für Sozialpädagogik aus der eigenen Region gestemmt werden kann. Gemeinsam, mit den Trägern der Einrichtungen, den Kommunen, der engagierten Schulfamilie und den an der Ausbildung interessierten jungen Menschen aus dem Landkreis, wird uns das gelingen.“