Die Digitalisierung in der regionalen Wirtschaft hatte sich das IHK-Gremium auf die Agenda seiner vergangenen Sitzung gesetzt - überschattet wurde das Thema dann allerdings durch den Ukraine-Krieg und die wirtschaftlichen Folgen. Stephanie Fichtl, Geschäftsführerin des Digitalen Gründerzentrums "GReG" Freyung-Grafenau, stellte in der Sitzung die Arbeit des Zentrums vor, das in Zusammenspiel mit dem Schwesternstandort in Pfarrkirchen jungen Unternehmen mit einem digitalen Geschäftsmodell den Start ermöglichen und erleichtern soll. Dafür stellt das GReG beispielsweise auf 250 Quadratmetern in Freyung zwölf kostengünstige Coworking-Arbeitsplätze zur Verfügung, die momentan von vier eingemieteten Unternehmen genutzt werden. Letztlich will das Zentrum ein umfassendes "Gründerökosystem" schaffen, das über Netzwerkarbeit unter anderem die etablierten Unternehmen einbindet - zum gegenseitigen Nutzen.
Wie sich ein digitales Geschäftsmodell sehr erfolgreich in die Praxis umsetzen lassen kann, zeigte dazu ein Beispiel aus dem Landkreis. "Wir haben in unserem Kreis einen der erfolgreichsten in Deutschland ansässigen Online-Händler", sagte die Vorsitzende des Gremiums, IHK-Vizepräsidentin Elisabeth Hintermann, und leitete damit über zu Gremiumsmitglied Wilhelm Fürst, den Inhaber von Fürst-Autoteile. Bereits seit 15 Jahren betreibt Fürst seinen Internet-Handel und führt über den Firmensitz in Perlesreut mittlerweile rund eine Million Auto-Ersatzteile für seine Kunden zusammen. Aus seiner Erfahrung heraus riet er letztlich allen Unternehmen - egal aus welcher Branche und egal ob sie online verkaufen wollen oder nicht - die Internetpräsenz zur Chefsache zu machen. Gleichzeitig stellte er aber auch klar: "Der größte Fehler ist, naiv einfach mal in den E-Commerce reinzugehen."
IHK-Vizepräsidentin Elisabeth Hintermann leitete die Sitzung des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau.
Weitere Unternehmer im Gremium nahmen zu den gravierenden Auswirkungen des Ukraine-Kriegs Stellung. Sie berichteten von Rohstoff- und Materialmangel, von gestörten oder ganz abgerissenen Lieferketten ins Ausland, von Produktionsdrosselung in den eigenen Betrieben oder von Investitionen, die angesichts der unsicheren Lage auf Eis gelegt wurden. "Das Hauptproblem liegt aber beim Thema Energie", fasste IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner zusammen, das habe in einer IHK-Umfrage mit 94 Prozent nahezu jeder befragte Betrieb bestätigt. Entsprechend fielen auch die Rückmeldungen im Gremium aus, schließlich treffen die extremen Preissteigerungen von Diesel bis Erdgas Unternehmen aller Branchen. Ein weiteres, damit zusammenhängendes Problem: Da die Energiepreise bereits vor Kriegsausbrauch ein sehr hohes Niveau erreicht hatten, haben einige Betriebe keine langfristigen Versorgungsverträge für Gas sowie Strom abgeschlossen - ein Problem, denn jetzt sind auch hier die Preise höher als je zuvor. Insgesamt entwickle sich die Frage der Energiepreise und -versorgung damit zu einer Bedrohung auch für den Wirtschaftsstandort Freyung-Grafenau.