Ich sitze im Garten und lasse mir die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen. Neben mir meine treue Fellnase Idefix, der seelenruhig schläft. Auf der anderen Zaunseite grasen drei Esel. Sie sind ruhig, bewegen ab und an nur ihre großen Ohren in die verschiedensten Richtungen.
Im März letzten Jahres, habe ich mir meinen großen Traum von eigenen Eseln erfüllt. Sie leben nun schon ein Jahr bei uns und im Februar hat unsere Stute Jaqueline sogar Nachwuchs bekommen.
Jaqueline und ihr Nachwuchs "Lisl"
Seit Lotta Lubkoll im Buch „Wandern, Glück und lange Ohren“ von ihrem Abenteuer mit ihrem Langohren "Jonny" erzählt, ist der Esel wieder in aller Munde. 2022 ist er auch durch die Stiftung Bündnis Mensch & Tier zum Haustier des Jahres 2022 gewählt worden.
Schon die Römer setzten Esel damals als Arbeitstiere ein, auch als Reittiere und zum Ziehen von Wagen wurden sie gebraucht. Heutzutage werden sie auch gerne zur Landschaftspflege und als Therapietiere gebraucht.
Dem Esel werden einige negative Eigenschaften nachgesagt - störrisch, launisch und bockig. Wenn man die Langohren jedoch näher kennt, weiß man, dass sie einfach nur vorsichtig sind. Alles was ihnen fremd ist, schauen sie sich in Ruhe an. So kann es schon einmal sein, dass der Esel bei einem Spaziergang stehen bleibt und sich einen Mann mit Rasenmäher längere Zeit betrachtet um die Situation einzuschätzen. Das ist einfach Vorsicht und hat mit stur wenig zu tun. Sie machen sich ein Bild indem sie einen Schritt zurück gehen und die Lage inspizieren.
Spaziergang mit den Langohren
Bei einem Spaziergang mit den Vierbeinern braucht man Zeit und anfangs auch Geduld um sich auf ihn und sein Tempo einzustellen. Dann erfährt man aber selbst ein Runterfahren und Entspannen. Einen Esel zu hetzen oder am Seil zu ziehen bewirkt nämlich genau das Gegenteil.
Ein Esel braucht sehr lang, bis er Vertrauen zu einem gefasst hat. Man sagt, erst nach einem Jahr sind sie im neuen Zuhause angekommen. Wenn er das dann aber einmal hat, folgt er dir überall hin.
So besitzen die mächtigen Tiere Eigenschaften, von denen sich der Mensch vielleicht einiges abschauen kann – Ruhe, Gelassenheit und Vorsicht. Und vielleicht erstmal von der Weite beobachten und dann reagieren.
Durch die Wahl zum Haustier des Jahres wolle man auf die „Grautiere“ aufmerksam machen und ihre oft negativ erwähnten Eigenschaften erklären. Denn nur wer die Tiere genauer kennt, kann sie auch lieb gewinnen und sich die Eigenschaften erklären.
Esel sind gutmütige, gesellige und soziale Tiere. Leider gehört aber auch unnötiges Leid zum Alltag des Esels, schlechte Haltungsbedienungen, Eselhauthandel und oft zu schwere Lasten, die sie tragen müssen.
Eine laute Begrüßung gibt es auch...
Um ihr Maul und um die Augen ist das Fell meist hell abgesetzt. Man spricht daher auch von einem Mehlmaul, da es so aussieht, als hätte der Esel aus einem Mehlsack gefressen. Auf dem Rücken tragen sie meist einen dunklen Strich, der von oben betrachtet aussieht wie ein Kreuz. Einer Sage nach, hat Jesus ihm aus Dankbarkeit dieses Kreuz auf den Rücken gemalt, da er ihn getragen hat.
Ebenfalls „staubt“ ein Esel immer. Man sagt, wenn er keinen Staub am Fell hat, ist es kein gesunder Esel. Sie nehmen liebend gerne ein Staubbad. Und wenn man sie striegelt, gehen sie danach gleich wieder zum Sandbaden.
Esel sind also unterschätzte Vierbeiner mit besonderen Fähigkeiten bei genauerem Hinsehen. Der „sture oder dumme“ Esel sollte also nicht als Schimpfwort verwendet werden. Esel sind nämlich weder dumm noch stur, sondern ganz besondere Vierbeiner.
Und auch immer für einen Spaß zu haben ...