Dr. Fritz Haselbeck, Grainet
Der Berg und die Sonne rufen – und Mengen kommen ….
Herrliches Sonnenscheinwetter präsentierte uns das vergangene Wochende.
Grund genug, um freie Zeit auf den tief im Winter liegenden Bayerwaldhöhen zu verbringen. Naurliebhaber, Winterportler, Wanderer und Spaziergänger nutzen die Gelegenheit Lusen, Haidel und Dreisessel zu erklimmen. Der große Ansturm am vergangenen Samstag und Sonntag war zu erwarten, zog es doch die Menschen nach den nebligen und trüben Tagen der letzten Wochen dorthin, wo man die Sonnenstrahlen am allerbesten erhaschen und genießen kann: Auf unseren Berggipfeln, der „lieben Warmen“ möglichst nahe! Selbstverständlich sammelt sich dann da oben eine Menge Menschen an, die hinaufziehen in Scharen, wie die Lemminge, groß und klein, jung und alt, mit oder ohne Begleitung, mit Schuhzeug gut ausgerüstete, aber auch flapsig „berappte“ Berggeher. Die Natur bot in diesen Tagen auf Höhen über 1150 Meter Seehöhe Bilderbuchstimmungen mit paradisischen Wintereindrücken. Bevorzugt werden natürlich Berge, deren Hänge man möglichst weit mit dem Auto anfahren kann.
Man hat zum Vorteil der einheimischen Bevölkerung und von Urlaubern vor einigen Jahrzehnten Straßen dorthin verlegt, die auch heute dem Gipfelgenuss und Naturerleben viele körperliche Strapazen abnehmen. Seit den Sturmfolgen der letzten Jahrzehnte bieten sich gerade Dreisessel, Hochstein und das Plöckensteingebiet als „Besuchsfavoriten“ an, da aufgrund der massiven Baumwürfe die Sonne hier „freien Eintritt“ hat. In Verbund mit traumhaften Eis- und Frostgebilden, mit schneeigen „Dreisesselmännchen“ und märchenhaft aussehenden Tier- und Gnomfiguren findet man zurzeit auf den Bergkämmen eine zauberhafte Winterwelt vor.
Wer will sich in Coronazeiten, die uns zum Teil strenge Fesseln anlegten nicht hinauf auf die Berghöhen, um und die frische Luft zu genießen, und ein Stückchen Freiheit atmen, „näher dem Himmel“, abseits von engen Räumen und Alltagsstress. Sie kommen zum Teil von weit her, die Bergbesucher, sie finden den Schnee, der ihnen zu Hause bei mildem Regewetter rasch abhanden gekommen ist. Auf den Höhen findet man ihn zu Hauf, in glitzerndem Weiß an Raureif, Eisgestalten und faszinierenden Kristallgebilden. Man fühlt sich körperlich und seelisch wohl, auch wenn´s an Wochenenden ein paar mehr Leute sind als sonst, man befindet sich ja immerhin unter „Gleichgesinnten“ und das schweißt zusammen! Wer will da im Tal bleiben, selbst wenn Straßenränder und Parkplätze von Autos überquellen und die eine oder andere Pkw-Blockade Ärger und Frust verursacht. Immerhin hat man an der unteren Dreisesselstraße bei Frauenberg eine Schranke errichtet, welche die Besuchströme zur rechten Zeit „in geordnete Bahnen“ zu lenken versucht.
Ja und da ist noch das Auerhuhn, das zur Winterszeit möglichst viel Ruhe und die besondere Rücksichtnahme von Naturgehern braucht. Vermutlich ist es mit diesem schonenswertem Wild in den Bergregionen zum Wochenausklang nicht zum allerbesten bestellt. Der scheue Hühnervogel könnte einem zu „Stoßzeiten“ leid tun, weil man weiß, dass er für jeden Menschentritt in winterlicher Waldnatur lebensbedrohlichen Belastungen ausgesetzt ist. Ob das so ist? Optimistische Stimmen, die stark an die Erhaltungskraft der Natur glauben, sagen, dass der Auerhahn im Bayerischen Wald dennoch gute Überlebenschancen hat.
Man spricht ja gerne von einem „sinnvollen Miteinandner“, will man Freizeitvergnügen und Naturschutz in Einklang bringen, Nur, wie will man diesen in der Praxis erreichen, wenn die Bayerwaldberge zu allen Jahreszeiten zu den beliebtesten Auzsflugszielen in Niederbayern gehören und es daher den „Run“ gewiss auch in Zukunft geben wird?. „Der Mensch ist ein Herdentier“, heißt es in einer bekannten Spruchformulierung: Und deshalb werden sie wieder oben sein am Berg, am Lusen, am Haidel und Dreisessel, wenn die Sonne strahlend vom Himmel lacht. Wer will´s ihnen verdenken, die Bergwelt kann einem in der Tat viel geben, eine sehr menschliche Sache, um dort das kleine Glück zu finden …