Dynamik der Jungen, Erfahrung der Etablierten, frühzeitige Planung und gute Vorbereitung: Mit d

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18.03.2016
Regen

Gut 100 Unternehmer aus dem Landkreis bei Infoveranstaltung der ARBERLAND REGio GmbH am Technologiecampus – Tipps von Experten zur Unternehmensnachfolge

Teisnach. Die erste Betriebsübergabe ist meist auch die einzige im Leben – und entscheidend für die Zukunft eines Unternehmens samt seiner Mitarbeiter. Gleich beim ersten Anlauf soll alles passen. Dabei es ist oft alles andere als einfach, einen geeigneten Nachfolger zu finden, Alt und Jung zusammenzubringen oder die Zukunft der eigenen Firma steuerlich, rechtlich und finanziell sauber zu regeln. Worauf es ankommt, erfuhren Unternehmer aus dem Landkreis am Donnerstagabend bei einer Infoveranstaltung der ARBERLAND REGio GmbH am Technologiecampus in Teisnach. Das Interesse war groß, gut 100 Besucher holten sich von Experten bei Vorträgen und in einer Ausstellung Tipps zur Unternehmensnachfolge.

Wolfgang Maier von der Regierung von Niederbayern bat die Unternehmer, sich frühzeitig mit der Betriebsübergabe auseinanderzusetzen. Das Interesse war groß, gut 100 Zuhörer kamen auf den Campus.
Wolfgang Maier von der Regierung von Niederbayern bat die Unternehmer, sich frühzeitig mit der Betriebsübergabe auseinanderzusetzen. Das Interesse war groß, gut 100 Zuhörer kamen auf den Campus.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist sie eine der größten Herausforderungen: die Unternehmensnachfolge. Damit sie klappt, müssen sich sowohl der aktuelle Firmeninhaber als auch sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin vorbereiten. „Eine Betriebsübergabe muss gut durchdacht sein“, betonte Landrat Michael Adam. Er machte klar, wie wichtig eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge nicht nur für einzelne Betriebe, sondern für das gesamte ARBERLAND ist, um bestehende Betriebe samt ihren Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu erhalten. „Wir können nicht warten und hoffen, dass große Konzerne bei uns ein Werk eröffnen.“

Wolfgang Maier, Leiter Sachgebiet Wirtschaftsförderung und Beschäftigung bei der Regierung von Niederbayern, stellte einen Rückgang der Selbständigen und Existenzgründer in Bayern fest. „Wir brauchen die klein- und mittelständischen Betriebe und die langfristig denkenden Unternehmer aber dringend, sie sind die tragende Säule unserer Gesellschaft“, sagte er. Deshalb sei es so wichtig, Firmen bei der Übergabe zu unterstützen und die Nachfolge richtig zu planen. Er bat die Unternehmer eindringlich, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und schon lange vor der Übergabe bei allen wichtigen Entscheidungen daran zu denken. Wie man die Übergabe am besten gestaltet, erfuhren die Besucher detailliert bei der Veranstaltung, die Wirtschaftsförderer Markus König anregte und die die  ARBERLAND REGio mit dem Wirtschaftsforum Regen e.V., der Hans Lindner Stiftung, der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft mbH (BayBG), dem IHK-Gremium, dem Niederbayern-Forum e.V., der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, der Sparkasse Regen-Viechtach und der LfA Förderbank Bayern organisierte.

Worauf kommt es bei der Betriebsübergabe an? Antworten darauf gab es von Experten aus verschiedensten Fachbereichen beim Infoabend, den die ARBERLAND REGio GmbH zusammen mit vielen Partnern organisierte.
Worauf kommt es bei der Betriebsübergabe an? Antworten darauf gab es von Experten aus verschiedensten Fachbereichen beim Infoabend, den die ARBERLAND REGio GmbH zusammen mit vielen Partnern organisierte.

Steuerberater Hubert Gernoth von der Steuerberatung Gernoth warnte die Unternehmer davor, die Arbeit vor einer anstehenden Übergabe langsam ausklingen zu lassen. „Diese Vorstellung haben viele ältere Firmenchefs, sie ist aber brandgefährlich, weil man seine Zahlen quasi runterwirtschaftet, bei einem Verkauf niedriger bewertet wird und weniger Geld bekommt“, verdeutlichte Gernoth. Er riet den Besuchern, in den letzten Jahren nochmal richtig anzugreifen – und dafür früher aufzuhören. Der Wert des eigenen Betriebs werde von Unternehmern oft überschätzt. „Bei Berechnungen gibt es oft ein böses Erwachen, wenn man nicht das Geld bekommt, das man sich vorstellt, wenn ein Käufer abspringt oder wenn die Kinder den Betrieb wegen der schlechten Zahlen nicht für rentabel halten und ihn nicht übernehmen wollen.“ Hubert Gernoth stellte verschiedenste Modelle für die Unternehmensnachfolge und ihre steuerlichen Auswirkungen vor, vom Verkauf über Asset Deal oder Share Deal bis zur unentgeltlichen Übertragung und zur Übergabe gegen Rente. Eltern und Kinder haben oft andere Vorstellungen zur Arbeit im Betrieb, Probleme zwischen Alt und Jung gibt es bei Firmenübergaben oft. „Unternehmen, die es schaffen, die Dynamik des Juniors und die Erfahrung des Seniors zusammenzupacken, sich miteinander gut vorbereiten und sich beraten lassen, sind unschlagbar“, gab der Steuerberater den Zuhörern mit auf den Weg.

In die gleiche Kerbe schlug Albert Eckl, Vorstand der Hans Lindner-Stiftung. Er forderte die Unternehmer auf, sich in den anderen hineinzuversetzen. „Reden, reden, reden, heißt es bei einer Übergabe. Sonst sind Konflikte und Spannungen vorprogrammiert.“ Oft gehe es bei der Unternehmensnachfolge um verletzte Gefühle oder andere Wertvorstellungen der Generationen, nicht ums Geld. „Der Sohn oder die Tochter müssen nicht faul sein, wenn sie nicht jeden Tag zehn Stunden im Betrieb stehen wollen wie Vater oder Mutter. Vielleicht organisieren sie sich nur anders und stellen beispielsweise einen Betriebsleiter ein, kümmern sich nicht selbst um jeden kleinen Handgriff, aber dafür umso intensiver um Investitionen und andere Themen, die beim Senior eher Nebensache waren.“ Es sei wichtig, zu akzeptieren, dass sich Werte, Vorstellungen und Fähigkeiten ändern, aber nicht weniger erfolgreich sein müssten. „Das menschliche Miteinander ist bei einer Übergabe noch wichtiger als das Prüfen von Gesellschafterverträgen, betriebswirtschaftlichen Unterlagen oder technischen Produktionsabläufen“, verdeutlichte Albert Eckl.

Josef Roider, Betriebsberater der Handwerkskammer, machte den Unternehmern Mut, Nachfolger nicht nur in der Familie zu suchen: „Auch ein langjähriger oder ehemaliger Mitarbeiter, ein leitender Mitarbeiter eines Mitbewerbers oder sonstige Interessenten können in Frage kommen.“ Alle wichtigsten Punkte, die es bei einer Firmenübergabe zu bedenken gibt, stellte er auf einen Blick vor, von gesetzlichen Vorgaben, Erbschaftssteuerrecht und Pachtverträgen bis zur Krankenversicherung. Nützliche Hinweise wie Checklisten und Merkblätter gibt es für Unternehmer beispielsweise kostenlos bei der Handwerkskammer. Sven Kranixfeld, Nachfolgeberater der IHK, informierte die Unternehmen über Angebote wie die Unternehmensbörse, über die man eventuell einen Nachfolger suchen könnte, und geförderte Coachingprogramme. Er riet Firmenchefs, ein Notfallhandbuch mit wichtigen Unterlagen zusammenzustellen. „So haben Angehörige oder Mitarbeiter auch bei einem Unfall oder im Todesfall die Möglichkeit, das Unternehmen weiter zu führen.“ Bei der Übergabe geht es oft auch um Erweiterungen, Umstrukturierungen und die Finanzierung, Task Force-Spezialistin Erika Hammel von der LfA-Förderbank stellte Möglichkeiten und Konditionen für Darlehen und Kredite vor. 

Erfahrungen aus der Praxis rund um die Unternehmensnachfolge schilderten bei der Podiumsdiskussion auch Albert Eckl (v.l.), Vorstand der Hans Lindner-Stiftung, Wolfgang Maier von der Regierung von Niederbayern, Hans Reiner von Elektro Reiner in Kollnburg sowie Michael und Johanna Probst vom Musikhotel
Erfahrungen aus der Praxis rund um die Unternehmensnachfolge schilderten bei der Podiumsdiskussion auch Albert Eckl (v.l.), Vorstand der Hans Lindner-Stiftung, Wolfgang Maier von der Regierung von Niederbayern, Hans Reiner von Elektro Reiner in Kollnburg sowie Michael und Johanna Probst vom Musikhotel "Tonihof" in Brandten. 

Einblicke in die Praxis gab es bei der Podiumsdiskussion, die wie der gesamte Abend von Christian Reim von Unser Radio moderiert wurde. In der „Best-Practice-Runde“ schilderten Hans Reiner von Elektro Reiner in Kollnburg sowie Michael und Johanna Probst vom Musikhotel „Tonihof“ in Brandten ihre Erfahrungen zur Unternehmensnachfolge. Veronika Reiner machte ihre Lehre im elterlichen Betrieb und steht nun schon seit Jahren als Frau in einer Männerdomäne und in der Elektro-Firma ihren Mann. Michael Probst absolvierte erst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, lernte dann Koch – und kam erst dann zurück in den Familienbetrieb, der sich seither von der kleinen Kneippe zum Musikhotel entwickelt hat. Verändert hat sich durch die „Jungen“ in beiden Betrieben einiges. Bedenken haben die Eltern, die überall noch mitarbeiten, für die Zukunft keineswegs. „Wenn man als Junger um Rat fragen kann, den Rat aber nicht aufgedrückt bekommt, klappt´s“, meinten auch Albert Eckl von der Hans Lindner-Stiftung und Wolfgang Maier von der Regierung.


- AB


ARBERLAND REGio GmbHRegen

Quellenangaben

Fotos: Ebner

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