Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft grundlegend – das bekommt auch der Handel zu spüren. Der Druck aus dem Internet auf den Einzelhandel vor Ort steigt. Wie sich die Digitalisierung im Handel umsetzen lässt und welche Potenziale in der Verbindung von klassischem Angebot und E-Commerce liegen, hat die IHK Niederbayern gestern bei einem Praxisabend beleuchtet. Bei den Händlern hat dieses Thema einen Nerv getroffen: Über 100 Interessierte waren zu der Veranstaltung in die IHK-Geschäftsstelle nach Passau gekommen.
Gestalteten den Praxisabend "Digitalisierung im Handel": Alexander Fürst, Johannes Grimm, Dr. Ernst Stahl, Petra Haynack, Willi Fürst und Thomas Breinfalk, Branchenbetreuer Handel bei der IHK (von links)
Dass Händler sich heute vom reinen Produktanbieter zum Problemlöser für die Kunden entwickeln und den Einkauf mit einem emotionalen Erlebnis verbinden müssen, stellte Dr. Ernst Stahl vom Handelsforschungsinstitut „ibi research“ klar. Der Kunde denke nicht in Verkaufskanälen, erklärte der Handelsexperte – der Händler dürfe das daher ebenso wenig. Gefragt seien Konzepte, die die Online-Welt mit dem eigenen Laden vor Ort verschmelzen. „Sie müssen im Netz präsent sein. Das heißt aber nicht, dass Sie zwingend online verkaufen müssen“, sagte Stahl.
Diese Verknüpfung schafft Johannes Grimm mit seinem Laden in der Landshuter Innenstadt auf vorbildliche Weise. Er gab den Zuhörern einen Praxiseinblick in sein Unternehmen, in dem er das Geschäft vor Ort mit dem Online-Shop, sozialen Medien und unterschiedlichen Plattformen im Internet verschränkt. „Internet ist Chefsache“, riet Grimm, und stellte gleichzeitig klar: „Der Online-Shop hat keine geringeren Kosten als der stationäre Handel. Für uns ist das eine eigene Filiale.“
Auch Willi Fürst warnte davor, den Aufwand für das Verkaufen im Internet zu unterschätzen – er kennt diesen Aufwand, denn er betreibt in Perlesreut einen der bundesweit umsatzstärksten Online-Shops für Autoersatzteile. Wer sich im Internet bewegen wolle, braucht laut Fürst unbedingt IT-Kompetenz im eigenen Haus: „Wir sind ein IT-Unternehmen, das zufällig Autoteile verkauft“, betonte der Unternehmer. Wie sich der Start in die Online-Welt aber auch mit kleinerem Budget erfolgreich meistern lässt, zeigte die „Kuchenbotschafterin“ Petra Haynack aus Landau. Sie verkauft über unterschiedliche Plattformen im Internet ihre Kuchen im Glas, verbunden mit individuellen Grußbotschaften. Haynack erklärte, welche Stolpersteine es von Anfang an zu vermeiden gilt: „Holen Sie sich professionelle Hilfe, denn Ihre Homepage ist Ihre Visitenkarte. Schön allein reicht nicht.“
Weiterbildungsmöglichkeiten für Händler im Bereich E-Commerce und Internet stellte zum Abschluss Gerhard Huber von der IHK-Akademie vor. Eine der nächsten Möglichkeiten: der Zertifikatskurs „E-Commerce-Manager“, der am 6. April in Passau startet.