„Was geht mich das an?" „Was kann ich schon tun?" „Dafür sind doch andere zuständig!" Es sind immer die gleichen Einwände, mit denen sich untätige „Gaffer" oder „Wegschauer" rechtfertigen, die Zeuge einer Straftat geworden sind. Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit, Angst und auch Desinteresse am Schicksal des Nächsten sind in unserer Gesellschaft häufig anzutreffen. Diese Phänomene begünstigt ein Klima, in dem es Straftätern leichtfällt, weitgehend unbehelligt zu agieren. Trotzdem fühlen sich viele Menschen betroffen und wollen helfen, wenn andere belästigt, beraubt oder bedroht werden. Wie kann man also bereits in der Schule prosoziales Verhalten und das Eintreten für die eigene Überzeugung und die Rechte anderer Menschen entwickeln und fördern? Tiefgreifende Fragen und Lernziele, zu denen sich Religionslehrerin Gudrun Friedberger die örtliche Polizei als kompetente Hilfe ans Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium holte.
Über drei jeweils sehr informative Schulstunden hinweg verdeutlichten Alexander König (Präventionsbeauftragter) und Bettina Einberger (Schulverbindungsbeamtin) den interessierten Vierzehn- und Fünfzehnjährigen der beiden neunten Klassen wie man Couragiert Opfer Unterstützt, Richtig Agiert und Gewalt Entgegentritt.
Der Einstieg erfolgte über Momentaufnahmen, die von den Jugendlichen einer Skala der Gewalt zugeordnet wurden. Dabei zeigte sich schnell, dass allein der Betroffene entscheidet, ob Gewalt vorliegt oder nicht und dass eine starke Gemeinschaft, echte Freunde und guter Zusammenhalt jedem Einzelnen nützen und guttun. Nach einer mit dem Strafgesetzbuch unterstützten professionellen Abklärung der Begriffe „Notwehr“, „Nothilfe“, „Unterlassene Hilfeleistung“ und „Rechtfertigender Notstand“ schulten die engagierten Beamten eine möglichst objektive Wahrnehmung von Not- und Gefahrensituationen, Diskriminierung und Beleidigung – auch im Netz. Verhaltenstipps, zielführendes Abwehrverhalten und diverse Möglichkeiten Hilfe zu leisten ergänzten die sensible Thematik. Denn jede Hilfe ohne Eigengefährdung, wie z. B. einen Notruf abzusetzen, andere zur Mithilfe auffordern, genau zu beobachten, zu fotografieren oder mitzufilmen oder sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, stellt couragiertes Eingreifen dar.
Letztlich ergaben diese recht praxisorientierten Schulstunden mit den externen „Profis“ wertvoll genutzte Unterrichtszeit zu einem Thema, welches die Neuntklässler durchaus nachhaltig beschäftigte und beeindruckte. „Seid mutig und helft einander!“, so König. „Denn Zivilcourage lernt man nicht für die nächste Schulaufgabe, sondern fürs Leben.“