Die Caritas hat mit einem Aktionstag am Mittwoch, 29. September, auf Glücksspielsucht hingewiesen. In der Passauer Fußgängerzone informierte die Fachstelleninhaberin für Spielsucht Alexandra Fuchs-Lüftl über die Folgen.
Derzeit gehe man davon aus, dass etwa 70.000 Menschen allein in Bayern und 450.000 bundesweit von Glücksspielproblemen betroffen sind. „Für sie ist das Spiel mit dem Glück zu einer Falle geworden, aus der sie sich ohne fremde Hilfe meistens nicht mehr befreien können“, betont die Expertin der Psychosozialen Beratung und Behandlung des Diözesan-Caritasverbandes. In der täglichen Praxis erfährt die Sozialpädagogin, „dass sich viele erst sehr spät Hilfe suchen. Oft vergehen Jahre, bis Betroffene den ersten und wichtigsten Schritt in die Beratung gehen“.
Alexandra Fuchs-Lüftl weiß, dass Glücksspielende zu vielem bereit seien, um an Geld zu kommen. „Oft sitzen die Betroffenen auf einem hohen Schuldenberg, haben keine Skrupel den Partner, Verwandte, Freunde oder auch Bekannte um Geld anzubetteln, versetzen Wertgegenstände und verspielen nicht selten auch Haus und Hof“. Die Familien würden sehr belastet, wenn etwa zu Beginn des Monats kein Geld mehr auf dem Konto sei, da das gesamte Einkommen bereits verspielt wurde. „Oft kommt es auch vor, dass ganze Familien auseinanderbrechen“, erläutert die Diplom-Caritas-Theologin.
Kritik am neuen Glücksspielstaatsvertrag
Am Aktionstag Glücksspielsucht kritisierte die Sozialpädagogin insbesondere den neuen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021). Dieser werde das Problem verschärfen. „Da Online-Glücksspiele – bis auf wenige Ausnahmen- nun erlaubt sind, werden viele das Internet dazu nutzen, denn dort sind Glücksspiele rund um die Uhr verfügbar und einfach zugänglich“, betont sie. Ob zu Hause, im Bus, im Zug oder auch an der Arbeitsstelle: „die ständige Verfügbarkeit kann das Risiko eine Spielsucht zu entwickeln enorm erhöhen“. Der Gang in die Spielhalle brauche nicht mehr auf sich genommen werden, ein paar Klicks im Internet reichten aus.
Glücksspielsucht. Die Caritas-Beraterin Alexandra Fuchs-Lüftl warnt vor den Folgen.
Früh genug Beratung aufsuchen - Beratungsplattform www.playChange.de
Betroffene sollten sich sofort Hilfe holen, wenn sich das Spielverhalten in eine problematische Richtung entwickele. „Dasselbe gilt auch für Angehörige, denn auch sie müssen tagtäglich hohen seelischen Belastungen standhalten und brauchen Unterstützung“. Dafür gebe es sehr differenzierte Beratungen. Besonders freut sich die Sozialpädagogin über die zusätzlichen digitalen Möglichkeiten, die die Landesstelle für Glückspielsucht mit der Beratungsplattform PlayChange (www.playchange.de) geschaffen hat. PlayChange bietet Beratung per geschütztem Mailsystem, per Chattermin, per Messenger oder per Videoberatung an.
Termine für persönliche Beratungen können an der Psychosozialen Beratungsstelle (Obere Donaulände 8, 94032 Passau) wahrgenommen werden. Eine telefonische Voranmeldung ist unter 0851/5018850 erforderlich. Telefonische Beratungen können mittwochs von 8:30 bis 9:30 und donnerstags von 13:00 bis 14:00 Uhr in Anspruch genommen werden.