Schon 5000 v. Chr. wurden Funde von glasartigen Materialien aus Ägypten entdeckt. Glashütten gibt es seit dem 14. Jahrhundert in böhmischen Gebieten. Danach siedelten sich diese auch in Bayern an. Hier im Bayerischen Wald gibt es die Kunst seit dem späten 14. Jahrhundert. Die ersten Glashütten im Bayerischen Wald waren sogenannte „Wanderglashütten“. Quarzsand, Pottasche und Kalk, das sind die drei wesentlichen Bestandteile von Glas. Pottasche wird aus Buchenholz hergestellt. Da hierzulande großer Waldreichtum vorhanden war und diese Teile nicht besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt werden konnten, kam das den Glasmachern zugute und sie bauten ihre Glashütten immer an einem anderen Ort wieder auf, wo noch genügend Holz vorhanden war.
Nach den Wanderglashütten kamen die Firmen, die feste Standorte hatten und auch Technik und Maschinen hielten Einzug in die Hütten. Leider gibt es davon nur noch sehr wenige. Einer davon ist Glasscherben Köck in Riedlhütte - Familie Köck betreibt die Glashütte hier noch. Glasmacher Florian Köck und seine Frau Tanja habe ich zu einem Gespräch getroffen.
Glaskünstler Florian Köck
„Wer sich dafür entscheidet, das Glasmacherhandwerk zu erlernen, geht normalerweise zur Glasfachschule in Zwiesel“, erklärt mir Florian Köck. Auch er selbst besuchte diese drei Jahre lang. Hier werden die Grundlagen gelehrt. Ursprünglich lernte er Glasapparatebauer, hier war er auch erster Bundessieger. Jedoch erlernte er zusätzlich noch das „alte“ Handwerk von seinem Vater, Erhard Köck. Dieser hat sich 1994 in Riedlhütte eine kleine Glasmacherstube in der Garage eingerichtet – die kleinste Glashütte Deutschlands - und Florian war damals immer fleißig mit dabei. Hier wird frei gearbeitet wie früher, alles ist Handarbeit. Seit 2010 ist er der Chef am Glasmacherofen und sein Vater assistiert ihm. „Die meisten Stücke kann man alleine nicht herstellen, dazu braucht man immer eine zweite oder sogar eine dritte Person“, erklärt mir Florian. Das stellt auch eines der größten Probleme dar. Es gibt kaum Nachwuchs an Glasmachern.
Die Glaskünstler Florian und Erhard Köck
Der Arbeitstag beginnt um 5 Uhr früh. Hier wird der Ofen angeworfen und die Glaspellets für 30-40 kg Glas eingeschoben. „Früher, als es in Riedlhütte noch die großen Glashütten gab, verarbeiteten wir auch Glasscherben“, so Florian. Bis daraus flüssiges Glas wird, vergehen fünf Stunden bei 1100°C im Schmelzofen. „Das flüssige Glas muss hier bei uns an einem Tag verbraucht werden, da der Brenner täglich ausgeschaltet wird, um Energiekosten zu sparen“, erfahre ich von Florian. Es wird mit der Pfeife aus dem Ofen entnommen, danach können die verschiedensten Dinge daraus geformt werden. Kleine Figuren, Lampen, Gartenartikel, Anhänger und Glas in Verbindung mit anderen Materialien wie Holz, Stein oder Edelstahl. Je nachdem welches Werkstück entstehen soll, wird gepresst, gezogen, gewalzt oder geblasen. Nach der Produktion muss dem Objekt die Spannung entzogen werden. Das passiert im Kühlofen. Hier wird das Produkt langsam abgekühlt um Bruchschäden zu vermeiden.
Was der Glaskünstler Köck am Arbeitstag gestaltet, entscheidet er spontan. Er sieht sich im Laden um was fehlt und macht natürlich auch Auftragsarbeiten, ebenso können die Besucher auch bei der Produktion zusehen und vor der Coronazeit sogar selbst Hand anlegen.
Hier wird bei großer Hitze vor dem Glasofen die oft sehr schwere Pfeife mit rund 5 kg Glas gedreht.
Mit Hilfe von Schere, Zwackeisen und weiteren Werkzeugen entstehen dann die Glasunikate. „Die meisten Werkzeuge sind schon älter als ich“, schmunzelt Florian „viele Einheimische bringen alte Werkzeuge, die sie im Keller finden oder die noch zuhause herumstehen vorbei. Denn bei den Werkzeugen hat sich nicht viel verändert. Es ist wie vor 300 Jahren auch schon.“ Die entstandenen Stücke werden bei den Köck´s nicht nachgearbeitet.
Verschiedene Werkzeuge und Kunstwerke
Wenn man sich in der Produktionsstube, im Laden und im großen Waldglasgarten umsieht, findet man kaum transparentes Glas. Alles ist bunt. „Wir sind Farbmenschen“. Ebenfalls dürfen kleine Einschlüsse und Luftblasen vorhanden sein. „Jedes Stück ist handgemacht und ein Unikat“ und das schätzen die Käufer der Glasprodukte auch. Nach alter Glasmachertradition wird jedes Glas mundgeblasen, frei geformt und feuerveredelt.
Der Laden bei Glasscherben Köck
Um die Farbe im Glas zu erhalten, wird dem transparenten Glas Farbglas beigemengt. Das Farbglas besteht aus Oxiden und färbt es dementsprechend ein, so färbt zum Beispiel zweiwertiges Kupferoxid blau, wenn es mit Gold vermengt wird, ergibt es rubinrot, eines der teuersten Glasfärbungen.
Farbglas
„Früher war das Glas aus dem Bayerischen Wald immer grünlich gefärbt. Da der Quarz aus der Gegend mit sehr viel Eisenoxid angereichert ist. Dies nannte man Waldglas“, erklärt der Glasmacher.
Stücke aus Waldglas
Glasscherben Köck ist momentan die größte noch produzierende Glashütte im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Köck´s machen das, weil es ihnen viel Freude bereitet, aber auch, damit das Handwerk nicht vergessen wird. So zeigen sie Schulklassen, Familien, Gruppen, Erwachsenen, also einfach jedem, der es sehen möchte, wie es funktioniert und wie toll die alte Handwerkskunst ist, um das Handwerk zu bewahren. Das Wissen und auch die damit verbundene Tradition soll nicht vergessen werden. „Seit 1450 wird in Riedlhütte Glas hergestellt. Das soll auch in Zukunft so bleiben“, schließt Florian die Unterhaltung.
Der Waldgarten bei Glasscherben Köck.
Übrigens: Die Kunstwerke von Glasscherben Köck können auch auf WAIDLER.SHOP erworben werden.
Kontakt:
Glasscherben Köck
Fosthausstraße 2
94566 Riedlhütte
Tel.: 08553 / 2334
Fax: 08553 / 979 470
E-Mail: info@glasscherben-koeck.de