Zeit schenken – Wie wird man eigentlich Hospizbegleiter*in?

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23.09.2021
Freyung

Im Rahmen eines WAIDLER.COM-Interviews traf ich die Koordinatorin des Hospizvereins im Landkreis Freyung-Grafenau e.V. Frau Wagner-Meier, die Hospizbegleiterin Frau Danzer und den Hospizbegleiter Herrn Klose. Gerne möchte ich etwas über das Ehrenamt Hospizbegleitung erfahren.

Wie wird man Hospizbegleiter*in? Was bewegt einen dazu? Welche Aufgaben hat ein/e Hospizbegleiter*in?

 

Frau Danzer und Herr Klose sind langjährige Begleiter mit viel Erfahrung und was ich ganz schnell herausgehört habe, mit viel Herzblut dafür. Mich interessiert, wie man sich dafür entscheidet, diese ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen. Viele Menschen haben ein Problem, über das Thema Tod zu sprechen und sich damit auseinanderzusetzen, obwohl es natürlich jeden von uns irgendwann einmal trifft.

 

Frau Danzer erzählt, dass sie durch den Tod ihrer Mutter auf den Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau aufmerksam wurde. „Das große Glück, eine große Familie zu haben und sich am Sterbebett abzuwechseln, haben nur sehr wenige“, erzählt sie. „Und ich stellte mir vor allem die Frage, was machen Menschen, die keine Angehörigen haben?“ Deshalb entschloss Sie sich 2014, die Ausbildung zur Hospizbegleiterin zu machen. Da der Tod nicht wartet, entschied sie, dies noch vor ihrem Ruhestand in Angriff zu nehmen. „Man braucht nichts mitzubringen, außer Zeit“, erläutert sie. Die Patienten schenken einem viel Vertrauen. Bei einer Hospizbegleitung ist es ein Geben und ein Nehmen. Vertrauen, Zuhören, Reden, in Erinnerungen schwelgen – einfach da sein. Das ist wohl das Wichtigste daran.

Frau Danzer schreibt ihre Begleitungen auch in einem Heft auf, um nach einiger Zeit wieder einmal darin zu blättern und die Erinnerungen hervorzurufen. „Jede Begleitung ist anders und aus jeder Begleitung nimmt man für sich selbst etwas mit“.


Auch Herr Klose kam durch einen familiären Vorfall zum Hospizverein. Nach dem Suizid seiner Frau suchte er Hilfe, um mit der Trauer umgehen zu lernen. Bei einem Treffen in der Trauergruppe erfuhr er mehr über die Aufgaben des Vereins. 2015 machte auch er dann die Ausbildung zum Hospizbegleiter. „Dies hat mich persönlich stark verändert, vieles, was vorher im Vordergrund stand, ist jetzt nebensächlich“, so Klose. „Sinnvoller als beim Hospizverein kann man seine Zeit nicht nutzen, es ist erfüllend und es bringt für einen selbst etwas. Für mich ist es immer wieder ein Impuls, weiterzumachen.“

Der/Die Hospizbegleiter*in hört dem Sterbenden und auch seinen Angehörigen zu, gibt keine Ratschläge, wertet nicht – er darf einfach er selbst sein. Er schenkt dem Menschen den „normalen Alltag“ und ein paar fröhliche Stunden. „Natürlich macht man sich seine Gedanken über die Situation, über den Menschen und seine Krankheit, aber das Negative fällt weg, wenn einem der Patient ein Lächeln schenkt“, so Klose.


Bei den mehrmals wöchentlichen Treffen spricht man über den Tod und die Krankheit, aber viele reflektieren vor allem noch einmal ihr Leben. Was war gut und wo habe ich Enttäuschungen erlebt? Sie freuen sich einfach, jemanden gefunden zu haben, der zuhört.

 

Der Gruppenraum, in dem die Ausbildungen stattfinden.
Der Gruppenraum, in dem die Ausbildungen stattfinden.

 

Der Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau hat bis jetzt rund 165 Hospizbegleiter*innen ausgebildet. Davon sind ungefähr 59 einsatzbereit und 30 davon momentan in festen regelmäßigen Begleitungen.

Die Ausbildung umfasst ca. 120 Stunden und findet direkt in den Räumlichkeiten des Hospizvereins in Freyung statt. Neben der Theorie gehört auch eine Hospitation von 15 Stunden zur Ausbildung. In einem Kurs sind acht bis zwölf Personen unterschiedlichen Alters. Im Kurs beschäftigt man sich viel mit der eigenen Person, die dabei im Mittelpunkt steht. „Das ist eine sehr intensive Zeit“, so Danzer.

 

Gruppenbild vom Regionaltreffen der Hospizbegleiter*innen..
Gruppenbild vom Regionaltreffen der Hospizbegleiter*innen.

 

Ab Januar 2022 startet der nächste Ausbildungskurs. „Wir freuen uns über viele Anmeldungen“, sagte Frau Wagner-Meier, Koordinatorin des Hospizvereins im Landkreis Freyung Grafenau e.V.
Die Teilnehmer sollten Empathie mitbringen, Wertfreiheit, Achtung und Respekt vor den Menschen.

Jedoch das Wichtigste ist, da sind sich alle einig, dass jemand für die Schwerstkranken und deren Angehörige da ist, zuhört und auch einfach mal dasitzt und „nur“ die Hand hält.

Ich persönlich habe großen Respekt vor dieser Arbeit und finde es super, was Frau Danzer und Herr Klose, stellvertretend für alle anderen Hospizbegleiter*innen, ehrenamtlich leisten. Es ist schön zu wissen, dass niemand alleine von dieser Welt gehen muss.

Vielen Dank für Ihre Arbeit!

 

 

Möchten Sie auch Hospizbegleiter*in werden oder benötigen Sie die Hilfe des Hospizvereins, können Sie sich gerne an den Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau e.V. wenden.


Kontakt:

Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau e.V.
Stadtplatz 1
94078 Freyung

Ansprechpartnerin:

Frau Silvia Wagner-Meier
0171 4836819 oder 08551/9176183
hospizverein-frg@web-de
www.hospizverein-frg.de


- CG


Hospizverein im Landkreis Freyung-Grafenau e. V.Freyung
Serie: Berufe und Unternehmen in der RegionBeruf oder doch Berufung? Menschen aus der Region erzählen uns, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind. Von außergewöhnlichen Berufen bis hin zu Geschichten über Frauen in einer Männerdomäne - oder umgekehrt - in dieser Serie beleuchten wir die Arbeitswelt in der Region und darüber hinaus.

Quellenangaben

Fotomaterial: Hospizverein Freyung-Grafenau e.V.

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