Ihre Augen funkeln, ihr Lachen wirkt ansteckend, die Begeisterung und Leidenschaft für ihr neues Projekt sind Vroni Hackl nicht nur anzusehen. Sie sind beinahe greifbar. Die junge Passauerin hat mit Franz der Bettenbauer Großes vor: Nicht nur, dass sie und das Team vom Franz damit eine Dachmarke schaffen wollen, unter der sich das Schreinerhandwerk im Bayerischen Wald gut aufgehoben und noch besser vermarktbar fühlt. Gleichzeitig gehört es auch zu den Prämissen ihres Unternehmertums, dass die teilnehmenden Handwerksbetriebe ihren Beitrag zur Integration von Flüchtlingen leisten.
Im Gespräch mit WAIDLER.COM begeistert Vroni Hackl mit Fakten und Ideen.
Frau Hackl, die Vroni und der Franz, ein Traumpaar?
Ja, zumindest beruflich bislang. Es begann damit, dass ich mir zur Hochzeit ein neues Bett wünschte. Ein Freund machte mich auf die Schreinerei von Raphael Lempert in Kohlstatt aufmerksam. Und so lernten wir uns kennen.
Der Franz heißt also in Wirklichkeit Raphael?
Raphael erzählte mir bei einem Besuch in der Werkstatt, dass er gern Flüchtlingen Arbeit anbieten würde. Ich arbeite bei ICUnet im Bereich der Interkulturellen
Kommunikation. Bei uns geht es täglich darum, Menschen aus verschiedenen
Kulturkreisen zusammen zu bringen. Also konnte ich ihn da unterstützen, er und
der gemeinsame Freund konnten mir ein neues Bett bauen. Wir kamen nach einigem
Überlegen darauf, dass wir gern zusammen etwas unternehmen wollten. Und da
sagte jemand plötzlich: 'Dann bist du der Franz, der Bettenbauer'.
Der aber nicht nur Betten baut ...
... natürlich nicht. Das Ziel ist es, eine Dachmarke für das Schreinerhandwerk im Bayerischen Wald zu etablieren. Da werden, hoffentlich, später einmal viele
Handwerksbetriebe teilnehmen. Das hängt natürlich ganz davon ab, wie gut wir
unsere Produkte vermarkten, an die Frau, den Mann bringen. Ganz entscheidend
ist jedoch unser Unternehmensgrundsatz: Wir stehen für eine duale Nachhaltigkeit. Zum einen müssen Betriebe, die bei Franz der Bettenbauer mitmachen wollen, Flüchtlinge ausbilden, sich also aktiv an der Integration beteiligen. Zweitens steht unser Unternehmen für "Qualität aus'm Woid". Wir verwenden in der Produktion nur einheimische Massivhölzer. Wir haben deshalb ein starkes Team aus Spezialisten aus dem Bereich Handwerk, Design, Interkulturelle Kompetenz und betriebswirtschaftliches Know-how aufgebaut.
Wie läuft die Integration von Flüchtlingen in der Praxis konkret ab?
Raphael Lempert und der Holzgestalter Marc Hillig bilden seit 01. September 2015 den 25-jährigen Eritreer Efrem Negasi in ihrer Schreinerei aus. Er lebt seit Juli 2014 in Wegscheid. Wir hatten einen Tag der offenen Schreinerei veranstaltet. Es gab sechs Interessierte für den Ausbildungsplatz. Die Wahl fiel auf Efrem.
Hört sich so an, als würde die Integration in diesem Fall ganz gut funktionieren?
Grundsätzlich schon. Aber der Teufel steckt wie immer im Detail. Kohlstatt, beispielsweise, liegt direkt an der Grenze. Das Wirtshaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehört bereits zu Österreich. Da darf Efrem nicht hin, er darf Deutschland nicht verlassen. Also auch nicht zum Mittagessen zum Dorfwirt oder beispielsweise zur Möbelmontage ins Nachbarland. Da brauchen wir eine unbürokratische Lösung. Und viele Flüchtlinge bringen ja auch Frauen und
Familie mit. Auch die müssen integriert werden. Deshalb wollen wir in Zukunft
Workshops anbieten, in denen Frauen Stricken lernen oder Bettwäsche nähen. Und
wir überlegen, demnächst auch Kinderbetten in unser Produktprogramm
aufzunehmen.
Herzlichen Dank, Vroni Hackl.