Die Unermüdlichen im Kampf gegen Corona

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10.07.2021
Freyung

Fast eineinhalb Jahre ist es nun her, dass der erste positiv getestete Covid-19-Patient in den Kliniken Am Goldenen Steig aufgenommen wurde. Seitdem mussten sich die Mitarbeiter, allen voran das Pflegepersonal, vielen Herausforderungen stellen. Mit diesem kleinen Rückblick auf die schwierige Zeit möchten wir einerseits den Lesern einen Eindruck von der harten und wichtigen Arbeit unseres medizinischen Personals vermitteln und andererseits jedem einzelnen Mitarbeiter unseren Dank und Anerkennung für ihren Beruf zeigen.

Frühjahr 2020: Der Schnee beginnt langsam zu schmelzen, die Patienten mit Grippe-Symptomen in den Arztpraxen und den Krankenhäusern werden allmählich wieder weniger, die Vorfreude auf den Sommer beginnt. In den Nachrichten wird von einem Corona-Virus berichtet, das vielen Menschen in asiatischen Gebieten das Leben kostet. Welche Auswirkungen dieses Virus auch für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben wird, ist für die meisten zu dieser Zeit noch unvorstellbar. Doch plötzlich rückt das Virus immer näher - so nah bis auch in den Kliniken Am Goldenen Steig der erste Covid-19-Patient behandelt werden muss.

Das Corona-Virus bringt viele Veränderungen mit sich

Die Pandemie ist nicht mehr aufzuhalten. Immer mehr Menschen stecken sich mit dem neuartigen Virus an. Und so müssen auch in den Krankenhäusern Freyung und Grafenau einige Veränderungen getroffen werden. Veränderungen, die nicht nur Patienten und deren Besucher betreffen, sondern auch die Kliniken Am Goldenen Steig und deren Mitarbeiter. Um Betten für kommende Corona-Patienten freizuhalten, werden die Krankenhäuser umstrukturiert. Geplante Operationen werden, soweit möglich, verschoben. All diese Prozesse werden in kürzester Zeit durch die Belegschaft organisiert. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. Aber vor allem das Pflegepersonal muss lernen mit den erschwerten Bedingungen in ihrem Arbeitsalltag und der damit einhergehenden psychischen Belastung umzugehen.

Auf der Station 1, der Corona-Station, im Krankenhaus Grafenau hat sich die Pflegeroutine seit Beginn der Pandemie verändert. Morgens, wenn alle Patienten versorgt werden, arbeiten dort zwei Pflegekräfte am Pflegewagen zusammen. Während eine Person vor dem Zimmer steht, alle nötigen Geräte und Medikamente bereit hält und die Vitalwerte notiert, versorgt die zweite Person mit Schutzausrüstung den Patienten. So kann sowohl Material zum Schutz vor einer Ansteckung als auch Zeit gespart werden. Die Koordination und Überwachung von Maßnahmen, wie dieser, übernimmt Stationsleitung der Station 1 Astrid Ritzinger. Sie wird durch die Pandemie vor eine große Herausforderung gestellt: „Die Frage war, wie reagiert man auf etwas noch nie zuvor da gewesenes? Vor allem am Anfang der Pandemie mussten wir überlegen, was zum Beispiel hygienisch überhaupt umsetzbar ist und wie man sich bei einem Mangel an Schutzausrüstung trotzdem ausreichend schützen kann.“ Denn der Schutz des Personals ist ihr besonders wichtig. Im Vordergrund stehe, dass weder die Pflegekräfte selbst noch ihre Familien Angst vor einer Ansteckung haben brauchen.

Immer mehr Pflegepersonal wird für die Versorgung von Covid-Patienten benötigt

Neben den Stationen, die schon seit Beginn der Pandemie Corona-Patienten versorgen, stehen im Dezember 2020 auch den Pflegerinnen und Pflegern der Station 3, eigentlich ansässig im Krankenhaus Freyung, wesentliche Veränderungen bevor. Als der Pandemie ein weiterer Höhepunkt bevorsteht, müssen sie kurzfristig von Freyung in das Krankenhaus Grafenau ziehen, um dort bei der Versorgung der Covid-19-Pateinten zu helfen. „Das war schon eine harte Umstellung, wenn du von einen Tag auf den anderen plötzlich Corona-Patienten versorgen musst“, erzählt Katherina Kerschbaum, die zusammen mit Corinna Schuster auf der Station 3 die Patienten pflegt. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, dürfen sie jetzt nur noch mit Schutzausrüstung in das Patientenzimmer. Dazu zählen ein Schutzkittel, Einweghandschuhe, eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille. „Natürlich fühlten wir uns anfangs etwas unwohl, aber Angst, dass wir uns an den Patienten anstecken könnten hatten wir keine. Man muss nur vorsichtig sein und bedacht handeln“, schildert Schuster. „Das viel größere Problem war der Zeitdruck, der entsteht, indem man immer wieder die Schutzausrüstung an- und ausziehen muss.“ Da auf der Station sowohl positiv getestete Covid-19-Patienten liegen, als auch Patienten, die noch kein Testergebnis haben und somit auch negativ sein könnten, müssen die Pflegekräfte ihre Schutzkleidung nach jedem Zimmer wechseln. Nur so können weitere Ansteckungen verhindert werden. Damit geht jedoch eine Menge Zeit verloren. Doch nicht nur hier spielt die Zeit eine wichtige Rolle, leider ist auch die Zeit, die das Pflegepersonal in den Patientenzimmern verbringen darf, knapp bemessen. Um eine Ansteckung der Pflegekräfte zu verhindern, bleiben ihnen lediglich 15 Minuten pro Zimmer, in denen sie die Patienten versorgen müssen – keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der Patienten aus dem Altenheim kommt und oft pflegebedürftig ist. „Da bleibt wenig Zeit für einfühlsame Worte. Die Patienten werden kurz gewaschen, die Vitalwerte werden gemessen und ihnen werden Medikamente gegeben. Dies entspricht jedoch nicht unserem Anspruch zu pflegen“, schildert Kerschbaum traurig.

Katherina Kerschbaum (links) und Corinna Schuster (rechts), Pflegekräfte der Station 3, wurden in der Hochphase der Corona-Pandemie im Krankenhaus Grafenau zur Versorgung von Covid-Patienten eingesetzt.Katherina Kerschbaum (links) und Corinna Schuster (rechts), Pflegekräfte der Station 3, wurden in der Hochphase der Corona-Pandemie im Krankenhaus Grafenau zur Versorgung von Covid-Patienten eingesetzt.

Für die Pflege der Corona-Patienten bleibt nur wenig Zeit

In dieser schwierigen Zeit verliert Astrid Ritzinger jedoch nicht die Hoffnung und zeigt sich stolz und respektvoll gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen. „Wir hätten diesem Druck nie standhalten können, wären wir nicht so ein eingespieltes Team. Der familiäre Umgang spielt dabei einfach eine große Rolle“, erklärt Ritzinger. Der Druck, von dem sie spricht ist nicht nur auf physischer Ebene vorhanden, indem die Pflegerinnen und Pfleger ständig mit Schürze, Schild und Maske ausgestattet sind. Auch auf der psychischen Seite mussten die Pflegekräfte einiges einstecken. „Das Problem ist, dass sich das Corona-Virus auf jeden Menschen anders auswirkt und dass sich der Gesundheitszustand von einen Moment auf den anderen ändern kann“, erzählt Ritzinger.

Arbeiten am Limit auf der Intensivstation

Mit solchen schnellen Veränderungen hat auch das Personal auf der Intensivstation zu kämpfen, wo die schwerstkranken Patienten behandelt werden. Die Pflegekräfte dort arbeiten in den Hochphasen der Pandemie am Limit. Da der Zustand der Patienten oft sehr instabil ist, sind die Pflegekräfte und Ärzte hochsensibilisiert auf jede kleinste Veränderung, um jederzeit reagieren zu können. Neben dem Problem der Beatmung versagen oft noch weitere Organe. Innerhalb kürzester Zeit kann die Lage des Patienten lebensbedrohlich werden. Deshalb arbeitet auf der Intensivstation speziell geschultes Personal, bei dem jeder Handgriff sitzen muss. Viele Patienten befinden sich außerdem im künstlichen Koma und werden beatmet. Sie müssen regelmäßig umgelagert werden – ein Kraftakt, der ein multiprofessionelles Team aus Pflegenden und Ärzten gleichzeitig erfordert.

Nach einer solchen Schicht mit dem hohem emotionalen Stress und der extremen körperlichen Belastung braucht jede Pflegekraft erst einmal Erholung. Astrid Ritzinger beispielsweise ist sichtlich mitgenommen von den Schicksalsschlägen der Menschen im Krankenhaus. Besonders belastend fand sie die Momente, als Familienmitglieder zur gleichen Zeit im Krankenhaus behandelt wurden: „Wir behandelten beispielsweise die Tochter auf Station, während die Mutter auf der Intensivstation ums Überleben kämpfte. Solche Situationen und wenn man direkt im Arbeitsalltag mitbekommt, wie viele Menschen an dem Virus sterben, das nimmt einen schon mit“, erzählt Ritzinger, die nach einem anstrengenden Tag, an dem sie Patienten sterben sehen musste, erst einmal auf andere Gedanken kommen muss.

Ein gesunder Respekt vor dem Corona-Virus

Seit dem Frühjahr 2021 hat sich die Situation auf den Stationen mit Corona-Patienten verbessert. Es steht genügend Schutzkleidung zur Verfügung und die Zahl der Covid-Erkrankten hat deutlich abgenommen. Derzeit ist der Inzidenzwert im Landkreis bei null und die Kliniken Am Goldenen Steig haben keinen Corona-Patienten zu versorgen. Trotz dieser erfreulichen Nachrichten ist es Astrid Ritzinger trotzdem wichtig, an die Menschen zu appellieren. „Wir können nicht genau vorhersagen, wie es weitergehen wird und ob die Inzidenzzahlen wieder steigen werden. Aber wir müssen das Beste draus machen.“ Und das ist ihrer Meinung nach, die Arbeit der Pflegekräfte wertzuschätzen und einen gesunden Respekt vor dem Corona-Virus zu haben.

Trotz der weiterhin geltenden Hygienevorschriften und Besucherbeschränkungen, ist im Krankenhaus-Alltag inzwischen wieder mehr Normalität eingekehrt. Die Mitarbeiter, Patienten und Angehörige sind dennoch großen emotionalen Belastungen ausgesetzt. Die Kliniken Am Goldenen Steig möchten deshalb einen großen Dank an ALLE Mitarbeiter aussprechen, die durch das Corona-Virus beeinträchtigt wurden und die Bevölkerung motivieren weiterhin durchzuhalten. Ein besonderer Dank gilt dem Pflegepersonal und den Ärzten für ihren unermüdlichen Einsatz in den letzten Monaten.

Unsere Gedanken sind bei denjenigen, die trotz aller Bemühungen seitens der Ärzte und des Pflegepersonals, ihr Leben verloren haben.


- SB


Kliniken am Goldenen Steig gGmbHFreyung

Quellenangaben

Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH

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